Wo stehen die Schulen im Prozess der Digitalisierung? Wo sind Probleme – wie können Lösungen aussehen? Thomas Jordans und Volker Jürgens sind als Geschäftsführer von AixConcept, dem IT-Partner für Schulen aus Stolberg bei Aachen, Experten in Sachen digitaler Bildung. Mit starkem Praxisbezug auch privat: Beide sind mit einer Frau im Schuldienst verheiratet. Zum Start des neuen Portals Einfach.Digital.Lernen geben sie Antworten auf die drängenden Fragen.
EDL: Der Digitalpakt Schule ist angelaufen. Geld fließt mittlerweile. Wie ist der Stand aus Ihrer Sicht?
Thomas Jordans: Die Digitalisierung der Schulen hat Fahrt aufgenommen. Sie läuft aber noch lange nicht so, dass wir jetzt sagen könnten: Der Unterricht kann ab sofort in Deutschland mit digitalen Lernmitteln stattfinden. Bei der Infrastruktur hat sich tatsächlich etwas getan – etwa bei der Ausstattung der Lehrkräfte mit Laptops. Das war schon ein wichtiger Schritt, um die Entwicklung voranzutreiben. Aber: Der zweite notwendige Schritt – nämlich auch die Schülerinnen und Schüler mit Geräten auszustatten – steht noch aus.
Viele Lehrkräfte sind während der Krise in die Digitalisierung hineingeschubst worden. Es ist dadurch wohl bei den meisten ein erstes Bewusstsein dafür geweckt worden, welche Möglichkeiten sich aus der digitalen Bildung ergeben, welche immense Bedeutung darin liegt, die ganze Welt des Wissens in den Unterricht hineinholen zu können, das Lernen individualisieren zu können, Bildungsprozesse sichtbar machen zu können – aber leider noch nicht bei allen: Wenn man mit Lehrerinnen und Lehrern spricht, dann erfährt man, dass immer noch die Hälfte von ihnen glaubt, dass sich die Digitalisierung der Schulen erledigt hat, wenn Corona bewältigt ist. Leider hat noch nicht jede Lehrkraft erkannt, welcher zusätzliche Mehrwert in einem digital gestützten Unterricht liegt. Wir benötigen ein geändertes Bewusstsein.
Volker Jürgens: Aber woher soll es in der Breite auch kommen? Noch immer gibt es zahlreiche Schulen, die nicht mal vernünftig ans Netz angeschlossen sind. Von der Politik kommen immer wieder Erfolgsmeldungen, so und so viele Schulen verfügen jetzt über einen Glasfaser-Anschluss – das mag dann vielleicht formal stimmen, bringt aber der Schule noch nichts. Denn nicht selten wurde vergessen, dass für den Internet-Zugang ja auch Gebühren anfallen. Eine große Schule hat einen Datenbedarf wie ein größeres mittelständisches Unternehmen. Pro Klassenraum sollten es schon 50 Mbit sein, um vernünftig mit digitalen Lernmitteln unterrichten zu können. In voller Bandbreite können da schon mal 1.000 Euro Gebühren im Monat für den Schulträger anfallen – wohlgemerkt: für eine Schule. Die Etats sind aber oft gar nicht vorhanden. Das heißt dann in der Praxis: Das Kabel liegt zwar vor der Schultür – kann aber gar nicht genutzt werden. Viele Schulen müssen deshalb immer noch mit besseren Hausanschlüssen arbeiten.
EDL: Läuft die Digitalisierung an den Schulen selbst denn planvoller?
Thomas Jordans: Viele Schulen stehen vor einem Schnittstellenproblem. Aus der Not heraus haben sich viele Kollegien in der Krise kleinteilige Anwendungen ad hoc beschafft, die niemand zusammengeführt hat. Das ist dann oft ein großes Sammelsurium, bei dem das Zusammenspiel nicht klappt.
EDL: Gibt es Lösungen?
Thomas Jordans: Klar. Wir bieten Schulen mit MNS Pro eine Lösung aus einem Guss an, bei der eins ins andere greift – von Management der Schülergeräte, über Kooperation, Kollaboration, Messaging und Video bis hin zum Thema Lernplattform. Schulen müssen sich nicht darum kümmern, dass die Technik läuft. Das erledigen wir.
Volker Jürgens: Um Auto zu fahren, muss ich ein Auto nicht konstruieren können. Es braucht deshalb Lehrerinnen und Lehrer nicht zu beschäftigen, was technisch unter der Oberfläche passiert. Wenn sich jemand einbringen will: gerne. Keine Lehrkraft sollte aber zum IT-Dienstleister werden müssen. Es herrscht Lehrermangel, es gibt Unterrichtsausfall, die Belastung der Lehrkräfte ist riesig. Und dann sollen sie noch das Netzwerk ihrer Schule administrieren. Muss das sein? Meiner Meinung nach: nein. Lehrkräfte sollen sich auf ihren Unterricht konzentrieren dürfen. Für die Technik gibt es Fachleute.
EDL: Wenn AixConcept MNS Pro an einer Schule installiert – wie läuft das ab?
Thomas Jordans: Ich muss erst einmal den Bedarf feststellen. Dazu gehört eine umfassende Bestandsaufnahme. Zu klären ist zunächst mal die Frage, wo die Daten gespeichert werden sollen – auf der Cloud, was zeitgemäß wäre, oder, wenn die Leitung nicht gut genug ist, auf dem schuleigenen Server. Wenn das erledigt ist, geht es darum, die Technik zu beschaffen und einzubauen. Dann wird das Kollegium eingeführt. Wir benötigen dafür insgesamt ein bis zwei Wochen, für ein großes Berufskolleg vielleicht etwas länger. Wir sind die ganze Zeit über vor Ort und übergeben das System am Ende schlüsselfertig. Unser Angebot ist umfassend – einschließlich Support, der dauerhaft bei Problemen und Schwierigkeiten hilft. Für unsere Support-Kunden gilt: Sie müssen nicht mit fünf Leuten telefonieren, um einen Ansprechpartner zu finden. Eine Lehrkraft oder eine Schulleitung soll maximal zehn Minuten dafür aufwenden müssen, das Problem zu adressieren. Den Rest erledigen wir.
EDL: Was sind das für Probleme?
Thomas Jordans: Dieselben, die auch ein Unternehmen hat. Das reicht von „Rechner geht nicht“, über Netzwerk-Probleme bis hin zu Störungen beim WLAN. Wir sind die ausgegliederte IT-Abteilung für viele Schulen in Deutschland. Wir betreuen von unserer Zentrale in Stolberg bei Aachen aus Schulrechner bundesweit. Dazu muss man wissen: Die Schulträger, zumeist die Kommunen also, haben zwar eigene IT-Abteilungen – denen fehlt aber meist das Personal, um sich um die Schulen kümmern zu können. Und deren Bedarf ist ja enorm gewachsen. Früher hatte eine kommunale IT-Abteilung vielleicht 100 schulische Endgeräte zu betreuen, heute reden wir über ein Vielfaches. Unsere Leute, die die Schulen übernehmen, sind allesamt Fachinformatiker, die auf dem neuesten Stand sind. Wir stehen im Wettbewerb und müssen fachlich an der Spitze bleiben. Das gilt für Kommunen nicht.
EDL: Warum gibt AixConcept jetzt Einfach.Digital.Lernen heraus?
Volker Jürgens: Wir bekommen häufig von unseren Kunden den Wunsch übermittelt, regelmäßig Informationen zu liefern – über Erfahrungen, die Schulen mit digital unterstütztem Unterricht machen, über aktuelle Entwicklungen im Themenfeld, die sie betreffen, über funktionierende Lösungen. Diese Informationen möchten wir mit Einfach.Digital.Lernen bieten. Darüber hinaus möchten wir einen direkten Austausch unserer Partnerschulen untereinander ermöglichen, ein Netzwerk aufbauen, von dem auch wir wiederum lernen können. Das Motto der Seite lautet: Aus der Praxis – für die Praxis. So ein Portal gibt es für die digitale Bildung in Deutschland bislang nicht; und diese Lücke möchten wir schließen.