Zusammenarbeit hat in Fröndenberg an der Ruhr Tradition. Deshalb laden die Schulen vor Ort erneut zu einem gemeinsamen Bildungstag, der Lehrkräften, Ausbildenden sowie interessierten Bürgerinnen und Bürgern offensteht. Das sei außergewöhnlich, sagt Bildungsexperte Jöran Muuß-Merholz, der das umfangreiche Programm am 9. Juni eröffnen wird.
„Fröndenberg macht Schule – Gemeinsam in die Bildung der Zukunft!“, so lautet das Motto des diesjährigen Bildungstags an der Gesamtschule der etwas über 20.000 Einwohner zählenden Stadt, die zum Kreis Unna gehört. Schon lange hat die Stadt erkannt, dass ihre Standortqualität unmittelbar mit der Qualität ihrer Bildungseinrichtungen verbunden ist. Deshalb arbeitet sie als Schulträger eng mit den drei Grundschulen und der Gesamtschule zusammen. Regelmäßige Treffen mit den Schulleitungen und Vertreter:innen aus der Politik gehören dazu. Auch die Schulen selbst blicken auf viele Jahre erfolgreicher Zusammenarbeit zurück. Sie haben sich zu einem Arbeitskreis zusammengeschlossen, der gemeinsame schulübergreifende Themen behandelt, gemeinsame Fortbildungen organisiert und ein eigenes „Handbuch der Qualitativen Schulentwicklung“ erarbeitet hat.
Digitale Tools, die Schulen voranbringen
Der Bildungstag Anfang Juni scheint ein weiterer Beweis, dass gemeinsame Anstrengungen viel bewirken können: Insgesamt 21 Workshops stehen den Gästen zur Wahl, die Aspekte der neuen „Kultur der Digitalität“ aufgreifen, informieren und zur Diskussion anregen – von der digital gestützten Leseförderung bis hin zum Thema Künstliche Intelligenz im Klassenzimmer.
Mit zwei ganz praktischen Workshops ist AixConcept in Fröndenberg zu Gast. Die MNSpro-Trainer Björn Tarnovski und Andrés Montano Goertz werden vormittags erklären, wie Lehrkräfte „Entlastung durch Tools in MNSpro“ erfahren können, indem sie beispielsweise die in der Lernplattform integrierten Anwendungen wie OneNote und Whiteboard nutzen, um Tafelbilder zuhause zu erstellen und archivieren, Arbeitsblätter mit Simulation versehen und interaktive Übungen gestalten, sie mit einem Klick Schülerinnen und Schülern zuweisen, Korrekturen von Schülerergebnissen vom Sofa aus durchführen, Unterrichtsvorbereitungen weiterverwenden, Kollaboration fördern und vieles mehr.
Am Nachmittag geht es im AixConcept-Workshop um alternative Prüfungsformate und den Allrounder Microsoft Forms – ebenfalls Bestandteil von MNSpro Cloud, dem Verwaltungs- und pädagogischen Netzwerk, das auch die Gesamtschule Fröndenberg zu schätzen weiß. Im Workshop können Teilnehmende ihre eigenen Quizze, Evaluationen, Feedbackabfragen oder Umfragen erstellen. Sie erhalten zum Beispiel Tipps für die Fragebogengestaltung oder zur Arbeitserleichterung bei wiederkehrenden Fragen.
Zukunftsträchtig: Kleine Lerngemeinschaften
Dass eine Stadt ein solch aufwändiges Programm für seine Schulen aufstellt, das sei relativ außergewöhnlich, sagt Jöran Muuß-Merholz, der mit seiner Agentur Jöran & Konsorten viele Veranstaltungen rund um das Thema Lernen begleitet, so auch die der Ruhrstadt. „Das ist überhaupt nicht die Regel und ich glaube das ist aber tatsächlich sehr zukunftsträchtig, weil ganz viele Herausforderungen, vor denen Schule steht, sind nicht speziell auf eine Schule gemünzt“, so der Bildungsexperte in seiner Vorab-Begrüßung per Video. Sie seien aber auch nicht pauschal auf alle Schulen übertragbar. „Solche kleinen Lerngemeinschaften vor Ort sind ein sehr vielversprechendes Mittel, um diese verschiedenen Herausforderungen anzugehen und Fröndenberg macht das offensichtlich.“
Vielleicht ist das die versteckte Revolution, die gerade in den Schulen passiert.
Jöran Muuß-Merholz
Wie mit Wandel umgehen?
Vielleicht sei das die versteckte Revolution, die gerade in den Schulen passiere, mutmaßt Muuß-Merholz weiter. Großbaustellen wie inklusives Lernen, Digitalisierung, Lehrkräftemangel, die Folgen der Corona-Krise oder der Zuwachs an durch Flucht zu uns gekommenen Schüler:innen würden uns noch auf lange Zeit beschäftigen. Schule sei heute auch ein System im Wandel und müsse für Wandel bereitstehen. Der Bildungsexperte gibt sich allerdings überzeugt, dass Schule sich darauf schon ein Stück weit eingestellt hat. Beispielsweise funktioniere die Fort- und Weiterbildung inzwischen ganz anders. Schule arbeite im positiven Sinne in einer Art „herausfindenden Modus“ gemeinsam. Vieles passiere intern und Schulen würden deutlich mehr als sie es früher waren zu lernenden Organisationen. „Das ist – das kann ich jetzt als Gast natürlich leicht sagen von außen – sauanstrengend und herausfordernd und manchmal auch kein Spaß und schwierig“, so Muuß-Merholz weiter. „Gleichzeitig ist es auch die Chance Schule mitzugestalten und zu sagen, wenn wir Schule schon verändern, dann doch gerne ein Stück so weit, wie wir Schule gerne hätten.“ Viele Schulen hätten in den letzten Jahren ihre eigenen „Nordsterne“ definiert und sich gefragt, wo sie hinwollten und warum sie Dinge eigentlich machen. Im Moment sehe man das verstärkt in den Debatten rund um künstliche Intelligenz. Darin werde immer auch das eigene Selbstverständnis in Frage gestellt. Und das könne nicht nur anstrengend, sondern auch herausfordernd im positiven Sinne sein.
Das Programm und weitere Informationen finden Sie hier: Fröndenberger Bildungstag
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