Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), hat die Kultusministerinnen und Kultusminister davor gewarnt, die Digitalisierung der Schulen als „Trojanisches Pferd“ zu nutzen, „um den Lehrkräftemangel zu kaschieren“. Die Schulen bräuchten, im Gegenteil, mehr personelle Unterstützung – insbesondere auch, um die IT einzurichten und zu warten. Udo Beckmann sprach auf dem didacta-Stand von AixConcept – dem IT-Dienstleister für Schulen – über den Stand und die Perspektiven digitaler Bildung in Deutschland mit News4teachers-Herausgeber Andrej Priboschek.
„Die Pandemie hat die Digitalisierung oder vielmehr die digitale Ausstattung der Schulen mit digitalen Endgeräten enorm, wenn auch regional oft unterschiedlich stark, beschleunigt. Dieser plötzliche Schub darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es mehr braucht, um von einem digitalen Wandel sprechen zu können“, sagte Udo Beckmann. „Vielerorts kann die Entwicklung der technischen Infrastruktur mit dem Ausstattungsschub nicht mithalten. Längst haben noch nicht alle Schulen Breitband und W-Lan. Es braucht Personal, das die IT-Infrastruktur professionell einrichtet und fachgerecht betreut. Diese Aufgabe darf nicht bei den Lehrkräften liegen. Sonst ist Digitalisierung keine gewinnbringende Weiterentwicklung, sondern eine zusätzliche Belastung im ohnehin oftmals schon überfordernden Arbeitsalltag der Lehrkräfte. Hier müssen die Schulen vom Dienstherren umfänglich unterstützt und betreut werden.“
Der VBE Bundesvorsitzende betonte darüber hinaus: „Lehrkräfte brauchen Rechtssicherheit beim Einsatz digitaler Medien. Darüber hinaus muss die Sicherheit der schulischen Daten unbedingt gewährleistet sein. Hierbei ist von Seiten der Schulverwaltung für eine höchstmögliche Transparenz zu sorgen. Den Lehrkräften sind auch in diesem Bereich Fort- und Weiterbildungsangebote bereitzustellen, in denen sie hinsichtlich aktueller Datenschutzrichtlinien und Urheberrechtsregelungen geschult werden.“
Auch die Lehrkräfteausbildung müsse besser auf die Anforderungen der Digitalisierung ausgerichtet werden. Udo Beckmann: „Der Erwerb digitaler Kompetenzen muss Bestandteil der Lehrkräfteausbildung in allen drei Phasen sein. Dies ist bisher am besten im Referendariat gewährleistet. Insbesondere in der Phase des Studiums gibt es aber, abgesehen von ein paar Leuchtturmprojekten, noch große Defizite. Von den im System befindlichen Lehrkräften wird nach wie vor beklagt, dass weder qualitativ noch quantitativ genügend Fortbildungen angeboten werden. Themen für Fort- und Weiterbildungen sollten beispielsweise pädagogische Aspekte des Digitalen Lernens, Urheberrecht und Datenschutz, Jugendschutz und technische Themen sein. Freiräume zur individuellen Fortbildung, auch für Online-Formate und E-Sessions, sind den Lehrkräften zur Verfügung zu stellen. Damit können der Erwerb und die Weiterentwicklung kontinuierlicher und systematischer Kompetenzen und Einstellungen ermöglicht werden. Angesichts der hohen Belastung der Lehrkräfte, müssen Fortbildungen aber unbedingt auch während der Dienstzeit möglich sein.“