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Experten ins Klassenzimmer! Wie Sie mit “Teams” die Schule nach außen öffnen

Videokonferenzen? Wer denkt dabei nicht gleich an Distanzunterricht und Schulschließungen? In Zeiten der Pandemie hat sich die digitale Technologie schließlich vielerorts bewährt, um den Schulbetrieb aufrechtzuerhalten. Doch auch im Präsenzunterricht eröffnen Videokonferenz-Tools neue Möglichkeiten, wie beispielsweise virtuelle Tage der offenen Tür durchzuführen, mit ausländischen Partnerschulen in Kontakt zu treten oder auch Experten und Expertinnen zu Unterrichtsthemen in die Klasse einzuladen – und zwar ohne besonderen Aufwand. Wie das funktionieren kann, zeigt zum Beispiel die Christoffel-Blindenmission: Sie sendet ihre Botschafter*innen neuerdings per Teams zur „virtuellen Schulaktionswoche“.

Normalerweise müsste sich Nina Odenius ein paar Tage freinehmen, wenn sie sich auf „Schul-Tournee“ begibt, um Kindern und Jugendlichen zu erklären, wie es sich als blinder Mensch lebt. „Kannst du dir Farben vorstellen? Wie orientierst du dich in einer fremden Stadt und wie hast du dein Studium und deine Berufsausbildung unter lauter Sehenden geschafft?“ Das sind einige der vielen Fragen, die die von Geburt an blinde Journalistin gerne beantwortet.

„Eine virtuelle Schulaktionswoche konnte ich mir am Anfang gar nicht vorstellen.”

Seit Jahren engagiert sie sich als Referentin für die Christoffel-Blindenmission (CBM) in der Aufklärungsarbeit an Schulen und auf Bildungsmessen aller Art. Doch die Corona-Pandemie macht die persönlichen Schulbesuche nahezu unmöglich. „Ich bin immer sehr gerne vor Ort in den Schulen“, erzählt Nina Odenius. „Eine virtuelle Schulaktionswoche konnte ich mir am Anfang gar nicht vorstellen. Ich mache bei meinen Besuchen ja auch immer praktische Übungen mit den Schülern und Schülerinnen. Deshalb war ich erst einmal skeptisch, ob das online funktionieren würde.“

Videokonferenz nicht nur im Lockdown

Schnell stellten sich aber die Vorteile der per Teams durchgeführten Online-Workshops heraus: „Dadurch, dass wir jetzt keine langen Anfahrtswege mehr einberechnen müssen, können wir natürlich viel mehr Kinder, Jugendliche und Pädagog*innen erreichen“, erklärt Odenius. „Das heißt, wir können mehrere Schulen an einem Tag besuchen. Das würden wir in Präsenz nicht schaffen.“


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Bei der letzten Schulaktions-Woche waren sieben Schulen aus ganz Deutschland dabei: von Grundschulklassen der Jahrgangsstufe 3 und 4 über die 8. Klasse einer Realschule bis hin zu Berufsschulen mit Ausbildungsgängen zur Pflegeassistenz oder zu Erzieher*innen.

Die Schulen konnten einen 45- oder 90-minütigen Workshop wählen. Der Aufbau ist in beiden Fällen ähnlich. Zunächst passiert etwas, was bei einer Teams-Sitzung wahrscheinlich nur vorkommt, wenn der Strom ausfällt: Der Bildschirm ist schwarz. Und dann ist die Vorstellungskraft der Schüler*innen gefragt. Sie hören eine Stimme, die detailliert eine Filmszene beschreibt und entdecken, wie in etwa ein blinder Mensch einen Film im Fernsehen oder im Kino mithilfe einer Audiodeskription anschaut.

Brainstorming am virtuellen Whiteboard

Zum Brainstorming im nächsten Schritt wird es wieder hell. „Wir möchten von den Schüler*innen gerne wissen, was sie mit dem Thema Blindheit in Verbindung bringen“, erklärt Nina Odenius. Die assoziierten Begriffe werden dann zum Beispiel ans virtuelle Whiteboard geschrieben und gesammelt. Das Ergebnis sei immer wieder so interessant wie vorhersehbar, meint Odenius lächelnd. „Sowohl Kinder als auch Erwachsene assoziieren mit Blindheit in aller Regel eher negative Dinge wie Hilflosigkeit, Unsicherheit oder nur schwarz sehen können“, sagt sie. „Es ist immer wieder spannend für mich, wie sich diese Haltung im Laufe des Workshops ändert.“

Analog und digital? Passt!

Weiter geht es im Workshop mit einer Erfahrungsübung. Dazu sind dann allerdings doch noch analoge Hilfsmittel nötig: Vorab erhalten die teilnehmenden Schulen nämlich per Post Simulationsbrillen und Blindenschriftalphabete. Die Brillen simulieren den sogenannten Grauen Star, eine Augenkrankheit, die weltweit immer noch die häufigste Ursache für Erblindung ist. Den Schüler*innen werden folgende Aufgaben gestellt: Einmal um den eigenen Stuhl herum laufen, den eigenen Namen auf ein Blatt Papier schreiben oder einen Baum malen sowie die Brailleschrift entdecken und einzelne Buchstaben erraten. Das Problem: Die Schüler*innen können dank Simulationsbrille nur sehr wenig sehen.

Ein virtueller Schulbesuch lässt sich gut in den normalen Unterricht einbinden: Für die Kinder einer Grundschule war das Gespräch mit Nina Odenius (u.r.) und Anne Schrader vom CBM-Team Bildung (o.r.) ein Highlight und auch die Lehrkräfte waren begeistert. Foto: CBM.

„Den Einen fällt es besonders schwer, sich zu orientieren und nicht zu stoßen, wenn sie um den Stuhl herumlaufen“, berichtet die Referentin. „Die anderen finden es schwierig, den eigenen Namen zu schreiben, da sie die Linien auf dem Blatt nicht mehr sehen können. Auch das Zeichnen des Baums ist nicht ganz so einfach wie sonst.“ Die Blindenschrift, nach ihrem Erfinder Louis Braille benannt, fasziniere die Schüler*innen immer besonders, so Odenius weiter.

“Wie träumt ein blinder Mensch?” – Fragen macht schlau!

Der wichtigste Teil des Workshops sei aber die große Fragerunde. „Die Schülerinnen und Schüler haben die Gelegenheit, mir als blinder Person alle Fragen zu stellen, die ihnen zu diesem Thema einfallen“, erzählt die ausgebildete Hörfunkjournalistin, die es eigentlich gewohnt ist, selbst die Fragestellerin zu sein. „Ich werde dann geradezu mit Fragen gelöchert“, erzählt sie lachend. „Wie findest du farblich passende Klamotten? Wie träumst Du? Hast Du Kinder? Wie macht man als blinder Mensch Urlaub? Gehst Du gerne ins Fußballstadion oder auf Konzerte? Ist das Leben als blinder Mensch anstrengend? Natürlich hängen die Fragen auch vom Alter der Schüler*innen ab“ so Odenius weiter. Die Grundschüler*innen seien eher am Alltagsleben interessiert. Sie möchten wissen, wie sich die junge Frau aus dem niederrheinischen Viersen in fremder oder vertrauter Umgebung orientiert oder wie sie den richtigen Pullover im Schrank findet. Die älteren Schüler*innen hätten eher Fragen zu ihrem Studium und Beruf, zu ihren Erfahrungen mit Ausgrenzung, aber auch wie Dating funktioniert und was man als schön empfindet, wenn man blind ist.

Nina Odenius beantwortet diese Fragen gern: „Mir ist Aufklärung sehr wichtig, denn nur so können wir alle zur inklusiven Gesellschaft beitragen“, ist sie überzeugt. „Erfahrungsaustausch und Perspektivwechsel sind für alle Beteiligten enorm wichtig.“

Quiz und Aha-Erlebnis zu guter Letzt

Zum Abschluss des Workshops gibt es noch ein Quiz mit allgemeinen Fragen zu Blindheit und Sehbehinderung. So können die Kinder und Jugendlichen ihr erworbenes Wissen wiederholen und neue Dinge lernen, die in der Fragerunde nicht angesprochen wurden. Und dann geht die Moderatorin noch einmal auf das Brainstorming am Anfang ein: „Was assoziiert Ihr nun mit dem Thema Blindheit?“, fragt sie in die Runde. Und wo zunächst noch Begriffe wie Unsicherheit und Hilflosigkeit auftauchten, erscheinen nun die Wörter Selbstbewusstsein, Stärke und Mut auf dem virtuellen Whiteboard.


Die Schulaktionen der Christoffel-Blindenmission

Wenn auch Sie Interesse an einem virtuellen Schulworkshop mit der CBM haben, dann schreiben Sie einfach eine E-Mail an bildung@cbm.de. Das CBM-Bildungsteam wird sich dann mit Ihnen in Verbindung setzen.

Weitere Infos: www.cbm.de

Unterrichtsmaterial zum kostenlosen Download gibt es beispielsweise auf den Seiten der Aktion „Woche des Sehens“, an der sich auch die CBM beteiligt: www.woche-des-sehens.de/schulmaterial/digital